Ein MBA macht noch keinen Chef
Lebenslanges Lernen ist ebenso entscheidend für den beruflichen Erfolg wie für die persönliche Zufriedenheit. Wer sich nach ein paar Jahren im Beruf mit dem Thema Weiterbildung befasst, stösst unweigerlich auf Programme für ein MBA-Studium. Was bringt ein Master of Business Administration und für wen lohnt sich ein solches Studium?
Bis vor ein paar Jahren galten Universitäten und Institute wie das INSEAD in Fontainebleau und das IMD in Lausanne, welche einen anspruchsvollen MBA anbieten und hohe schulische und berufliche Anforderungen haben, als wahre Kaderschmieden. Wer sich für eine Managementaufgabe qualifizieren wollte, kam um einen MBA-Abschluss nicht herum. Wer im Beruf nicht an Ort treten will, braucht ein Minimum an generalistischem Know-how, das gilt für Mitarbeitende aller Stufen. Ob in der Entwicklung oder der Produktion, der Businessplan ist Leitfaden und Massstab der täglichen Arbeit. In Unternehmen werden zahlreiche Aufgaben im Rahmen von Projekten gelöst. Deshalb gehören Projektmanagementmethoden heute zum vorausgesetzten Grundwissen, genauso wie Kenntnisse in Betriebswirtschaft erwartet werden.
Für wen lohnt sich ein MBA?
Lebenslanges Lernen heisst nicht, Titel und Abschlüsse zu sammeln. Lernen heisst nicht nur, sich Wissen anzueignen, sondern die dadurch erworbenen Fähigkeiten auch anzuwenden. Deshalb qualifiziert ein MBA-Abschluss noch lange nicht für die Übernahme anspruchsvoller Führungsaufgaben. Leadership setzt entsprechende Fähigkeiten und ein generalistisches Know-how voraus, insbesondere in den Disziplinen Finanz- und Rechnungswesen, Marketing und Vertrieb, Informatik, Recht und Personalführung. Ein MBA-Studium vermittelt und vertieft dieses Wissen. Der Titel sagt etwas über das erworbene Wissen aus. Er sagt aber nichts zu den persönlichen Stärken, Fähigkeiten und Kompetenzen der jeweiligen Person. Gerade diese Faktoren aber spielen eine wichtige Rolle für anspruchsvolle Kaderpositionen. Ob sich ein MBA-Studium lohnt respektive sinnvoll ist, hängt von der individuellen Karriereplanung und der Persönlichkeit ab.
Seine Karriere planen
Genauso wie man seine Ferienreise plant, sollte man auch seine Karriereplanung angehen. Ein erster Schritt ist meist rasch getan – die Antwort auf die Frage, wo man in fünf oder zehn Jahren beruflich stehen will. Je konkreter man diese Frage beantworten kann, desto sicherer führt der Weg Richtung Ziel. Hilfreich ist es zudem, eine möglichst genaue Beschreibung seines Zieles schriftlich festzuhalten. Als nächster Schritt steht eine Standortbestimmung an. Was kann ich? Wo stehe ich – beruflich und privat? Welche Skills und welche Erfahrungen fehlen mir noch für meinen nächsten Karriereschritt? In vielen Fällen lohnt es sich, für die Standortbestimmung eine Fachperson beizuziehen. Diese stellt auch die nötigen kritischen Fragen, vor deren Beantwortung man sich persönlich lieber drücken würde. Nicht alles lässt sich planen. Wirtschaftliche und technologische Entwicklungen sind nicht immer voraussehbar. Aber wer seine berufliche Laufbahn aktiv gestaltet, hat klar die besseren Voraussetzungen, weiterzukommen, als jemand, der auf den Zufall hofft oder eine günstige Gelegenheit abwartet. Vor dem nächsten Karriereschritt sollte man sich auch mit seinen persönlichen Neigungen und Interessen befassen. Wofür kann ich mich begeistern? Welche Themen interessieren mich? Welche Branchen haben Zukunftspotenzial? In welchem Umfeld fühle ich mich wohl? Ist das ein Grosskonzern mit internationaler Ausrichtung oder eher ein mittelständisches KMU? Bin ich ein Teamplayer oder eher der Einzelkämpfer? Wenn ich wählen muss, was ist mir wichtiger: ein hohes Salär oder ein möglichst grosser Gestaltungsspielraum? Wer sich dazu entschliesst, eine Laufbahnberatung in Anspruch zu nehmen, erkennt bald einmal, in welche Richtung eine Weiterentwicklung sinnvoll ist.
Ideale Voraussetzungen für einen MBA
Strebt man in seinem Unternehmen eine Führungsposition an, tut man gut daran, den Vorgesetzten klar mitzuteilen, dass man mehr Verantwortung übernehmen möchte. Es genügt nicht, darauf zu vertrauen, dass der Vorgesetzte schon merkt, dass man mehr könnte und weiterkommen will. Qualifikations- und/oder Standortbestimmungsgespräche sind ein idealer Rahmen, um solche Anliegen zu thematisieren. Eine gute Voraussetzung ist es, bereits klare Vorstellungen über die nächsten Schritte zu haben und aufzeigen zu können, welche Kompetenzen einen für die angestrebte Führungsposition befähigen und in welchen Bereichen man sich noch weiterbilden will. Im Idealfall kann man im Unternehmen eine Führungsposition übernehmen und parallel dazu die entsprechende Weiterbildung absolvieren. Die Vorteile liegen auf der Hand: Man ist mit dem Unternehmen, seinen Normen und Werten vertraut, weiss über die Strukturen Bescheid und kennt zumindest einen Teil der Aufgaben. Zeigen sich keine Entwicklungsmöglichkeiten, muss ein Stellenwechsel ins Auge gefasst werden. Wenn jedoch gleichzeitig auch noch eine Weiterbildung ansteht, sollten sich die mit dem Wechsel verbundenen Veränderungen in Grenzen halten. Es empfiehlt sich, bei der Stellensuche innerhalb der Branche zu bleiben und auf ein ähnliches Umfeld und bekannte Aufgaben zu achten. Die meisten Weiterbildungen sind berufsbegleitend, was entsprechende Ressourcen und die nötige Verfügbarkeit voraussetzt. Wer sich parallel zum anspruchsvollen Studium auch noch in eine neue Organisation einarbeiten und mit neuen Aufgaben vertraut machen muss, nimmt sich sehr viel vor.
Mit MBA überqualifiziert
Einen MBA vorzuweisen und dennoch keine Chancen auf dem Stellenmarkt? Bewirbt sich ein Ingenieur mit einem abgeschlossenen MBA um eine Stelle ohne Managementaufgaben, leuchtet bei der Person, die einstellen möchte, ein Warnsignal auf. Ist der Bewerber überqualifiziert? Weshalb hat er keine grösseren Ambitionen? Überqualifizierung führt meist rasch zu Unterforderung und damit zu Unzufriedenheit im Job. Eine solche Entwicklung will man bei einer Stellenbesetzung vermeiden. In diesem Fall empfiehlt es sich für die Bewerbenden deshalb, unbedingt klar darzulegen, weshalb keine Managementfunktion gesucht wird. Nicht selten kommt es vor, dass Bewerbende als überqualifiziert eingestuft und deshalb abgelehnt werden, weil ihre Beweggründe nicht nachvollziehbar sind.
Welche Weiterbildung passt?
Eine Führungsperson in einem KMU braucht nicht zwingend einen MBA-Abschluss. Um sich das nötige betriebswirtschaftliche Wissen anzueignen, bieten zahlreiche Fachhochschulen verschiedene Weiterbildungsmöglichkeiten im Rahmen eines Nachdiplomstudiums an. Auch für Bereiche wie Verkaufstechnik, Personalführung, Mitarbeiterkommunikation usw. gibt es eine Vielzahl an Aus- und Weiterbildungsangeboten in verschiedensten Formen und von unterschiedlicher Dauer. Für eine Managementfunktion auf Stufe Unternehmensleitung in einem Konzern ist ein abgeschlossener MBA heute Voraussetzung. Bei der Suche nach dem richtigen Anbieter und dem Rating seines MBA-Abschlusses lohnt es sich, sich im Freundes- und Bekanntenkreis umzuhören. Auch Berufs- und Fachverbände geben oft Empfehlungen ab oder bieten Beratungen an.